Türmerin lädt zu Lesung ein

Brigitte Gmach war in der Saalfelder Johanneskirche „Dem Himmel so nah“

„Ich bin ein Mensch, der keine Erwartungen hat. Wenn dann etwas gelingt, erfüllt mich das umso mehr mit einer nahezu kindlichen Freude“, lächelt Brigitte Gmach mit ihrem druckfrischen Buch „Dem Himmel
so nah“ in der Hand.

In diesem schildert die Österreicherin mit ihrem ganz eigenen Charme, was sie 2014 dazu brachte, eine Woche unter spartanischen Bedingungen die Türmerstube in der Saalfelder Johanneskirche zu bewohnen und was ihr in dieser Zeit widerfuhr: Dort, wo die meisten Saalfelder sich gruseln würden (zumindest wurde sie immer wieder gefragt: „Haben Sie keine Angst?“), fand sie ihren Platz zum Schlafen, zum Arbeiten, zum Sich-Erden. Dabei ging es weißgott nicht immer ruhig zu: Das Saalfelder Bierfest tobte direkt nebenan, Demonstrationen fanden statt, und sie freute sich unbändig das Glockenläuten zum Gottesdienst einmal ganz nah zu erleben.

Ihre Zeit im Turm war keine Einsiedelei, sondern sie stieg meist mehrmals am Tag die 130 Stufen hinunter in die Stadt, suchte den Kontakt mit den Saalfeldern jeglichen Hintergrunds und beobachtete fein. Gerade in den kleinen Begegnungen taten sich Fragen auf, die sie im Turm weiter beschäftigten und die sie in ihrem Tagebuch zu Papier brachte. Das Tagebuch von 2014 reicherte sie mit Eindrücken aus weiteren Besuchen in Saalfeld an und vertraute es, nachdem sie es zunächst für den Eigenbedarf gedruckt hatte, dem marcus Verlag zum Satz an. Denn für diese Arbeit sollten sich Menschen mit diesem Buch beschäftigen, die hier vor Ort eine Beziehung zu der Johanneskirche, den besuchten Plätzen der Stadt und den Begebenheiten haben, so ihr Wunsch.

Brigitte Gmach ist in Saalfeld schon seit langer Zeit keine Unbekannte mehr. Die 1943 geborene Österreicherin ist in 17. Generation Nachfahrin von Caspar Aquila, enger Wegbegleiter Martin Luthers und erster protestantischer Pfarrer und Superintendent in Saalfeld. Anlässlich organisierter Treffen von Aquila- Nachkommen hatte sie Saalfeld kennen und schätzen gelernt und den Entschluss gefasst, einen Kindheitstraum – das Leben als Türmerin – hier umzusetzen. Die Engel, welche heute noch die Johanneskirche zieren, sind ihr Werk und Gebliebenes einer Ausstellung, die während ihrer Zeit als Türmerin stattgefunden hatte. Damals erstellte sie auch hoch oben eine zehn Meter lange Himmelsleiter.

Brigitte Gmach verband in ihrem Leben Kunst mit Reisen, etwa auf Keramikstudien in Ungarn, Italien und der Schweiz und fuhr bis nach Westafrika, um dort von den Frauen zu lernen. Das Schreiben darüber wurde für sie zur Natürlichkeit. Als passionierte Pilgerin stimmte sie sich auf ihr Türmerinnen- Dasein auf dem Lutherweg ein und wanderte als Auftakt zu ihrer ersten Nacht im Turm vonSonneberg nach Saalfeld.

Bei ihrem Aufenthalt lernte sie auch die Nachfahrin des letzten Türmers kennen und erfuhr, unter welchen Umständen er dort lebte. Saalfeld hat sie auch nach diesem Abenteuer immer wieder besucht, die Stadt hat für sie eine magische Anziehungskraft entwickelt und ist Ausgangspunkt für weitere Abenteuer, wie das Pilgern von Saalfeld nach Erfurt oder das Wandeln auf den Spuren ihrer Großmutter in Halle, geworden. „Heute muss ich nicht mehr in die ganz weite Welt, aber Träume habe ich schon noch. Einer
davon ist, wandernd bis auf die Wartburg zu kommen.“ Vielleicht hat sie sich diesen Traum im Vorfeld der Lesung schon erfüllt, denn „man muss sich einfach aufmachen und seine Visionendann ausleben, wenn man sie hat“.

Die in herzlichster Weise erzählten Erfahrungen und Begegnungen in ihrer Zeit als Türmerin zu erleben, dazu lädt die Autorin gemeinsam mit dem marcus® ein:

Mittwoch, 25. Oktober, 18 Uhr Saal des Evangelischen Gemeindehauses (Am Hohen Ufer 8)

Musikalische Einstimmung

Eintritt frei – das Buch „Dem Himmel so nah“ ist an dem Abend zum Preis von 16,50 Euro mit Signatur der Autorin erhältlich.