Zum Festivalauftakt spielt eine Legende: Eliades Ochoa. Er gehört zur Riege jener Musiker, die vor 27 Jahren den Buena Vista Social Club bildeten. Mit seinem Sextett Grupo Patriabringt er kubanische Lebensfreude und karibische Leichtigkeit auf die Große Bühne im Heinepark.
Rudolstadt präsentiert vom 6.-9. Juli ein Programm mit 120 Acts aus über 30 Ländern, Workshops, Vorträgen, Tanz- und Straßenaktionen sowie das 42. Euroradio Folkfestival. Zum Länderschwerpunkt Kuba spielt außerdem: Cimafunk ist einer der herausragenden Vertreter der alternativen Musikszene des Landes und war bereits für einen Grammy nominiert. 1989 als Erik Alejandro Iglesias Rodríguez geboren, wählte er sich seinen Bühnennamen in Erinnerung an die Cimarrón, die schwarzen Sklaven auf Kuba, die der Sklaverei entkommen waren und Selbstversorger-Kommunen gegründet hatten, sowie an Funk, den er mit kubanischer Musik und afrikanischen Rhythmen vermengt.
Als stilistischer Gegenpol dazu spielt die kubanische Cellistin und Sängerin Ana Carla Maza im Rahmen des insgesamt aus zehn Acts bestehenden Länderschwerpunkts Kuba.
Im Konzert mit den Thüringer Symphonikern spielt in deutscher Erstaufführung das Naghash Ensemble sein Programm Songs of Exile. Das Naghash Ensemble ist eine siebenköpfige Gruppe um den Komponisten und Pianisten John Hodian, die mittelalterliche armenische
Gedichte, Klagen und Beschwörungen zu neuem Leben erweckt. Die erdigen Klänge traditioneller armenischer Instrumente verbindet er mit formalen Elementen von Neuer Klassik und der Energie des Jazz.
Aus Down Under wird der Sänger Xavier Rudd erwartet. Schon vor 16 Jahren wurde der australische Sänger von der Tierschutzorganisation PETA für den Preis als „heißeste Berühmtheit unter den Vegetariern“ nominiert. Mittlerweile ist der Singer/Songwriter und Multiinstrumentalist Mitte 40 – aber immer noch Vegetarier und sexy. In seinen Texten setzt er sich für den Erhalt der Natur und vor allem der Meere ein, für Menschenrechte, gegen Rassismus und Intoleranz und ganz lokal und besonders für seine indigenen Landsleute, die Aborigines.
Mit Steve’n’Seagulls kommt finnischer Bluegrass nach Rudolstadt. Seit gut zehn Jahren mischen sie die Bluegrass-Szene auf und schrecken vor keinem Cover zurück. Ihr allererster Song, AC/DCs Thunderstruck als Bluegrass-Nummer, wurde ein Überraschungserfolg, das selbstproduzierte Video in wenigen Wochen über fünf Millionen mal angeklickt. Die Finnen spielen bluegrassige Versionen großer Hard Rock- und Metal-Hymnen von Iron Maiden, Metallica oder TopGun. Dabei benutzen sie ein erstaunliches Arsenal an akustischen Instrumenten und sehen in ihren Jeans, Overalls und Redneckhüten aus wie die freundlichen Verwandten aus den blauen Bergen.
Brasilien ist 2023 mit zwei großen Acts vertreten. Neben der Musikerin und Feministin Bia Ferreira ist es Hamilton de Holanda – Rudolstadts Beitrag zum internationalen Jahr der Mandoline. Sein Instrument ist das Bandolim, eine brasilianische Mandolinen-Variante. De Holanda wird gerühmt ob seiner Vielseitigkeit, Virtuosität und Spielfreude. Mühelos bewegt er sich zwischen den Stilen: von Trad, Samba oder Choro – damit ist er aufgewachsen – bis zu Pop, Jazz und Bossa. Er hat mit dem Pianisten Omar Sosa gespielt und mit Wynton Marsalis – nach Rudolstadt kommt er mit einer Hommage an einen seiner Helden, Antônio Carlos Jobim.
Max Prosa ist ein Sänger, dessen Lieder die Gesellschaft aushalten muss. Das sagt er selbst über seine Texte und Gedanken, die der geborene Berliner seit mittlerweile über zehn Jahren mit Gitarre oder am Klavier präsentiert. Auch wenn seine erste CD Die Phantasie wird siegen Platz 20 der deutschen Albumcharts erreichte, ist der Dichter-Sänger kein Superstar geworden. Aber das wollte er vielleicht auch nicht: „Sowohl auf Platte als auch live trägt Max Prosa seine direkten Songs mit einer Leidenschaft vor, die von Anfang an zahlreiche Fans berührt und mitreißt. Außerdem lebt seine Musik von metaphorischen und poetischen Texten, die für einen jungen Liedermacher ziemlich weise klingen und dennoch stets authentisch wirken.“ (laut.de)
Der deutsche Folk- und Weltmusikpreis RUTH geht 2023 an eine Gruppe für ihr Lebenswerk: die Folkländer aus Leipzig, also an die Gruppe aus der DDR-Folkszene, über die Gründungsmitglied Peter Uhlmann einmal rückblickend bemerkte, sie habe es vermocht, „mit Engagement, Kreativität und Durchsetzungsvermögen trotz aller Wirrungen und Hemmnisse schrittbestimmend zu wirken“. Der mehrfach ausgezeichnete Musiker und Autor Wenzel attestierte, die Musiker hätten versucht, ‚einen Gegenentwurf zu der bestehenden Welt zu wagen, mit den magischen Kräften der Musik und den klärenden Einsichten der Worte‘.
Zu den Highlights des vielfältigen Programms zählt das schon traditionelle Songposium. Nachdem in den letzten Ausgaben Nationalhymnen, Schubertlieder, Hippiesongs und Arbeiterlieder Thema waren (um nur die letzten vier zu nennen), steht diesmal ein einziges Lied im Zentrum: Sag mir, wo die Blumen sind? oder Wann wird man je verstehn? von Pete Seeger. Ein kleines Lied, auf dessen Grundlage es ein streitbarer, weil brandaktueller Nachmittag zu werden verspricht. Als Gäste hat der Dresdner Sänger, Autor und „Songposiarch“ Dieter Beckert u.a. den Folkexperten Michael Kleff und die Band Buckijit eingeladen.
Das komplette Line-up des festivals steht auf www.rudolstadt-festival.de, inklusive Mp3-Dateien zum Reinhören, die bis zum Festival laufend ergänzt werden.