Für Patienten, Bürger und Klienten

„Haus der Gemeinde“ diente einst medizinischer Versorgung der Maxhütte

Warum sitzen in Unterwellenborn Verwaltungsbeamte und Mediziner unter einem Dach? Eine Reise zurück ins Jahr 1957 klärt auf.

In diesem erging ein Befehl der Sowjetischen Militäradministration zur betriebsärztlichen Versorgung. Auf dieser Grundlage richtete, wie so viele Betriebe in der DDR, auch die Maxhütte neben den existierenden Sanitätsstellen erstmals Krankenzimmer im Schlafhaus auf dem Betriebsgelände ein. Ziel war aber eine Betriebspoliklinik, die im August 1948 in einem früheren Beamtenwohnhaus auf dem Werksgelände eröffnet wurde. Vier Behandlungsräume, ein Zahnarztzimmer, Röntgenraum, Labor, Bestrahlungs- und Massagezimmer standen für die Arbeiter zur Verfügung, sowie eine neue Apotheke. Mit der ständigen Erweiterung der Maxhütte wuchs auch der Bedarf an medizinischer Behandlung. Verstärkte Lärm- und Staubbelastung durch das Zementwerk und das Kesselhaus, die direkt neben dieser Betriebspoliklinik lagen, führte außerdem dazu, einen Neubau in der Ernst-Thälmann-Straße zu planen. Am 6. Dezember 1958 wurde die neue Klinik feierlich eingeweiht, mit 145 Räumen auf vier Geschossen. Schnell galt sie als eine der modernsten Betriebspolikliniken ihrer Zeit, mit allgemein-praktischer Abteilung, innerer Medizin, Kinderabteilung, Labor und Röntgenabteilung, Unfalleinheit, Zahnärzte, Bäderabteilung (seit 1967 Ultraschallbehandlung), dem Bereich Arbeitshygiene und Sprechzeiten vieler anderer medizinischer Bereiche. Dass das Objekt auch nach der Wende ein Haus der Gesundheit bleiben sollte, dafür sorgten unter anderem vorher hier tätige Ärzte, wie der ehemalige Klinikleiter Dr. Giese. Er und andere Mediziner wie Dr. Hintze, Dr. Eisner und Dr. Müller beschlossen, ambulante Arztpraxen zu eröffnen. Aus der Betriebspoliklinik-Apotheke entstand die Maximilian Apotheke, aus der Massagen- und Bäderabteilung
ging eine Praxis für Physiotherapie hervor. Krankenversicherung, Kosmetikstudio, Sauna waren weitere Einrichtungen in den ersten Jahren nach der Wende.

Nach umfangreichem Umbau zog 1997 schließlich die Gemeindeverwaltung ein, die am alten Standort in der Pestalozzistraße aus allen Nähten platzte. 1998 eröffnete außerdem die Gemeindebibliothek. Mitte der ersten Dekade des neuen Jahrtausends wurde ein Fahrstuhl eingebaut und das Gebäude damit behindertengerecht ausgestattet, außerdem sanierte man Dach und Fassade.

Heute stellt das Objekt einen stabilen Mix aus Verwaltung, medizinischer/psychologischer Versorgung und Dienstleistern wie Steuerbüro oder Immobilienmakler dar. Im gesamten „Haus der Gemeinde“ kann übrigens kostenlos WLAN genutzt werden, ermöglicht durch eine Finanzierung des Freistaats Thüringen.