Dass die Thüringer Spaß daran hatten, Türme auf ihren Hügeln zu errichten, ist allenthalben zu beobachten. Sie tragen Namen wie Luisenturm, Marienturm, Baropturm – und eben Bismarckturm. Dass gerade die Historie des Bismarcksturms zu Rudolstadt nun ein Buch von 160 Seiten mit Geschichten, Zeitgeschehen, Hintergrundbetrachtungen und Abbildungen füllt, ist nicht nur den wunderbaren Quellen zu verdanken, die sich bis heute erhalten haben, sondern auch einer jener feucht-fröhlichen Vereinigungen der Stadt, deren jugendlich-frecher und zugleich authentisch-einfühlsamer Geist ihre Unternehmungen und ihre Gemeinschaft prägte: Der Rudolstädter Abend.
Unter ihren Mitgliedern finden sich Richter und Postsekretäre, Fabrikbesitzer und Rechtsanwälte, Apotheker und Ärzte, Architekten und Pastoren, deren Familiennamen bis heute vielen bekannt sind. Im Jahre 1898 – im Sommer war der Altkanzler Otto von Bismarck verstorben – nahmen sie den Wettlauf um die erste Bismarck-Feuersäule auf, von denen auf Anregung der Deutschen Studentenschaft letztlich 240 in Deutschland, aber auch in anderen Staaten entstanden und die Lande mit einem Lichternetz überziehen sollten. Die vielfältigen Bilder und Erzählungen, die sich durch die detaillierte Aufarbeitung der umfangreichen Quellen zu einem Gesamtwerk fügen, lassen die Zeiten des alten Rudolstadts ebenso wie die folgenden Jahrzehnte eindrücklich und höchst kurzweilig lebendig werden und uns eintauchen in das Lebensgefühl der Menschen. Es ist ein kleines, feines Thema aus der reichhaltigen Historie Rudolstadts, das sich bis in die Ortsteile erstreckt, hat die Stadt doch nicht nur eine, sondern vier Bismarck-Feuersäulen zu bieten: neben Rudolstadt diejenigen auf dem heutigen Stadtgebiet in Keilhau (1899), Heilsberg (1902) und Remda (1901 oder 1903). Auch in den Ortsteilen sind die Türme nicht etwa vergessen, sondern immer wieder einbezogen in Feiern und Begegnungen.
So wird am 29. Juli 2023 der Turm in Remda Mittelpunkt seiner 120-Jahr-Feier sein: Es beginnt um 14 Uhr im Vereinshaus Remda, Am kalten Frosch 10, mit Vortrag, Kaffee und Kuchen und um 16:30 Uhr brechen die Gäste auf zu einer Wanderung zum Turm, wo Bratwürste und Illuminationen locken.
Buchpräsentation am 12. Mai 2023 um 19 Uhr in der Stadtbibliothek Rudolstadt
Das nun erschienene Buch ist dem Humor, der Hingabe und den kleinen Dingen gewidmet, die unser Leben so unendlich reich machen können. Es ist an verschiedenen Stellen in der Stadt, zum Beispiel in der Tourist-Information am Markt und bei der Thalia, erhältlich. Zur Buchpräsentation sind alle Interessierten am 12. Mai 2023 um 19 Uhr in die Stadtbibliothek Rudolstadt eingeladen.
Herausgegeben vom Freundeskreis Bismarckturm Rudolstadt im Kulturbund e. V. Kreisverband Saalfeld-Rudolstadt und gefördert durch RSB Rudolstädter Systembau GmbH, geht der Erlös des Buchverkaufs zu 100 % in die Sanierung des Turmes.
Heute steht die „kleine Ritterburg“ auf dem Zeigerheimer Berg noch immer stolz, aber durch die Jahrzehnte auch ein wenig ramponiert einsam über der Stadt. Im Jahre 2021 gründete sich der „Freundeskreis Bismarckturm Rudolstadt“, ein Zusammenschluss engagierter Rudolstädter Bürgerinnen und Bürger sowie der Stadt Rudolstadt als Eigentümerin des Turms, um ihn zu sanieren und wieder in einen zukunftsfähigen und am Original orientierten Zustand zu versetzen. Das Buchprojekt ist Teil der Finanzierung, Spenden und andere Unterstützung sind darüber hinaus sehr willkommen.
Autorin: Astrid von Killisch-Horn, Rudolstadt